Stimmenterror

Bis ca. 2015 hatte ich existentielle Krisen, die geprägt waren vom "Sehen" von Zusammenhängen und ganz praktischen visuellen Bildern, die andere nicht wahrgenommen haben. Ich vermeide hier ganz bewusst das pathologisierende Wort visuelle "Halluzinationen".

Im Jahre 2015 veränderten sich meine Krisen radikal. Die Stimmen überfielen mich von einem Tag auf den anderen und nichts mehr war so wie es war. Die ganze Dynamik der Krisen veränderte sich und ich kann die beiden Phasen/Zustände/speziellen Krisen vor und nach 2015 kaum noch miteinander vergleichen. Ich spreche daher von meinen jetzigen Krisen meist nur noch als von meinen "Stimmenkrisen", denn die Diktatur der Stimmen ist das einzige Symptom meiner Krisen unter dem ich leide. Alles andere, was in Richtung wahnhaftes Denken gedeutet werden könnte ist als ein Versuch anzusehen, mir das Geschehen irgendwie erklären zu können und zu einigermaßen logischen Schlussfolgerungen zu kommen.

Die Stimmen, die ich als reale Menschen erlebe, die sich in meinen Kopf "hinein gebeamt haben" und in mir reden und denken und mich zu bestimmten Handlungen bringen,  kommen meist ganz plötzlich und unerwartet. Sie überfallen mich regelrecht, dringen ungebeten in mein Haus, meinen Körper ein und terrorisieren mich dort. Das machen sie oft nachts, weswegen ich oft Schlafmangel habe.

Ich höre sie nicht so wie ich andere Menschen, die im Raum sind, höre, also ich merke, dass es andere Stimmen sind, die aber, so nehme ich es wahr, dennoch von AUßEN kommen. Schwer zu beschreiben. Es ist in etwa so, wie wenn man die eigenen Gedanken laut hört, aber weiß, dass es nicht die eigenen Gedanken sind, sondern fremde, die einem von  äußeren, realen, allerdings nicht visuell wahrnehmbaren Menschen eingegeben, ja eingepflanzt worden sind.

Ich bin  mir bewusst wie crazy sich das anhört. Ich will es deswegen aber nicht anders darstellen. Denn es ist so für mich.

Sie wählen Worte wie "Leibchen", für ein Top oder Unterhemd, Begriffe, die mir bis dato völlig unbekannt waren, woraus ich schließe, dass sie einer älteren Generation angehören. Sie haben mir Sachverhalte erklärt, von denen ich vorher nie gehört hatte und mit denen ich nichts anfangen konnte. Sie haben mir auch Dinge vorausgesagt, die ich oder mein Unterbewusstsein unmöglich wissen konnten, wie den Nachnamen einer mir bis dahin unbekannten Person. 

Es sind fast ausschließlich Männer und einige wenige Frauen.

Stimmenterror, Christiane Vogel, Persönliches und Kunst, www.wesensausdruck.de "Stimmenterror"

Die Stimmen sagen Sachen wie z. B. : "Du bist eine fette Sau" oder versuchen mich zu zwingen laut öffentlich meine verstorbene Mutter als "fette Sau" zu beschimpfen.

Sie werten mich ab, bedrohen und erpressen mich und versetzen mich in Angst und Schrecken. 

Es ist schwer nachvollziehbar, aber meist schaffen sie es, dass ich ihnen glaube, was mich natürlich auch erpressbar macht.

Sie haben mich auch schon zu Handlungen manipuliert, von denen ich weiß, dass ich sie ohne ihren Einfluss nie begangen hätte.

Bei so viel wiederholter Grausamkeit ist es oft schwer, noch präsent zu haben, bzw. sich daran zu erinnern, dass man selbst nicht wertlos IST oder so wie ein Stück Dreck, so wie sie einen behandeln, IST. 



Dass sie meine verstorbene Mutter so abgewertet haben, trifft mich fast noch mehr, weil ich weiß wie sie zeitlebens Probleme und Schuldgefühle wegen ihrem Gewicht hatte. Mir tut diese Beleidigung meiner Mutter sehr weh, da ich auch vermute, dass meine Mutter sie dort, wo sie jetzt ist, noch mitbekommt und sie - so wie auch ich - das nicht verdient hat.

Allein der permanente "Beschuss", der Lärmpegel, dass ich in diesen Phasen nie wirklich zur Ruhe komme und es nie mal still ist für ein paar Minuten, jetzt mal ganz unabhängig vom Inhalt dessen, WAS sie sagen, ist kräftezehrend und erschöpfend.

Ich habe auch schon Positives von und mit den Stimmen erlebt. Sie haben mich z. B. in Kontakt mit tiefen Grundbedürfnissen gebracht, zu denen ich ohne sie nie einen Zugang gefunden hätte.💫 

In Not (eigens kreierte Tonskulptur), Christiane Vogel, Persönliches und Kunst, www.wesensausdruck.de In Not (Tonskulptur)

Die Medikamente helfen bei den Stimmen leider gar nichts. Die Stimmen kommen in Schüben und ohne dass ich die Neuroleptika reduziert hätte. Ich habe wiederholt in den Krisen gleich zu Beginn meine Neuroleptika verdoppelt, später sogar verdreifacht und konnte keine Wirkung auf die Stimmen feststellen. Ich habe schon mehrfach sogar die Neuroleptika reduziert als ich noch Stimmen gehört habe und die Stimmen sind im Laufe des Reduktionsprozesses sogar verschwunden.

In den Krisen habe ich den Eindruck, die Stimmen füllen "mein Haus" , meinen Körper so aus , dass kein Platz mehr bleibt für eigene Gefühle und deren Ausdruck. Die Stimmen nehmen mir meine Gefühle weg und hindern mich aktiv an deren Ausdruck. 

Tief in mir vergraben sind meine von den Stimmen unterdrückten Gefühle und mit jedem Tag, da die Stimmen mich belagern, wächst in mir die Verzweiflung , dass ich keinen Ausdruck für meine Gefühle finden kann. Vom Satz von Michel Montaigne fühle ich mich tief berührt und verstanden.

Ich kann mir keinen Zustand denken, der mir unerträglicher und schauerlicher wäre, als bei lebendiger und schmerzerfüllter Seele der Fähigkeit beraubt zu sein, ihr Ausdruck zu verleihen. (Michel de Montaigne), Christiane Vogel, Persönliches und Kunst, www.wesensausdruck.de


Während ich in meinen (Film)-Vorträgen als ganz zentraler Hintergrund davon ausging, dass durch die Krisen mein Inneres und mein Unterbewusstsein zu mir spricht, sich meine abgespaltenen Persönlichkeitsanteile in den Symptomen zeigen, die es zu integrieren gilt, sprich meine Symptome von INNEN kommen, so empfinde ich stattdessen hinsichtlich der Stimmen ganz stark, dass sie von AUßEN kommen, dass sie als ein Fremdkörper wie eine Gewehrkugel in mich eingedrungen sind. Ich erlebe die Stimmen als von mir unabhängige Wesen. 

Bei solch zerstörerischen Wesen kann es für mich nicht darum gehen, diese zu integrieren, so wie früher, sondern einen Weg zu finden, mich von ihnen innerlich zu distanzieren oder sie loszuwerden.


In der Therapie habe ich ganz konkrete Erfahrungen mit Transgenerationalen Traumata gemacht und Visionen erlebt, in denen mich ein Nazistiefel zu Boden drückte, eine Situation, die vergleichbar war mit einer Situation, die ich so in einer Krise erlebt hatte. 

So marschieren die Soldaten, Christiane Vogel, Persönliches und Kunst, www.wesensausdruck.de


Ich bin sehr sensibel, aufnahmefähig, schwingungsfähig und empathisch. Ich identifiziere mich vermutlich in einer Krise so mit dem Trauma-Geschehen, bzw. auch mit den davon betroffenen Personen, dem damit verbundenen Leid , dem kompletten Trauma mit all seinen Begleitumständen und Gefühlen, so dass ich nicht mehr unterscheiden kann, was zu mir oder zu jemand anderem gehört, z.B. zu meinen Eltern, Ahnen oder zum Krieg. Transgenerationale Traumata, die auch "fremd" sind und abgespalten wurden und die ich ehemals auch "von außen" in mich hineingenommen habe, könnten bei meinem Stimmenhören also eine große Rolle spielen. Auch System-Aufstellungen, die ich gemacht habe, in denen Täter-Opfer-Dynamiken und immer wieder das Kriegsgeschehen aufgetaucht sind bestätigen diese Annahme.


Ein Erklärungsansatz für das Hören von Stimmen:

Wahrnehmungen aus dem Weltkanal


In meinen Stimmen-Krisen erlebe ich mich oft ohnmächtig und hilflos ausgeliefert und reagiere mit Verzweiflung und Resignation auf die Stimmen. Der Kurzfilm zeigt eine Parallele meiner REAKTION zu meiner Biographie:


Die Spiritualität und die Stärkung des göttlichen Selbst erscheinen mir als zentrale Hilfe beim Umgang mit den Stimmen. (siehe Seite Spiritualität) Wenn ich innerlich stark, beschützt und unterstützt bin, dann so meine ich, kann ich den Dämonen/bösen Kräften/realen Menschen oder wie auch immer "die Stimmen" zu verstehen sind, eine starke Persönlichkeit entgegensetzen und die Chancen der Stimmen, weiterhin die Herrschaft über mich zu behalten, schwinden.

In einer Therapiestunde hatte ich eine heilende Vision, was folgender kurzer Videoclip veranschaulichen soll:


In meinem Leben habe ich früher viel Energie darauf verwendet, bestimmte Gefühle, die mir unangenehm waren, nicht haben zu wollen, wenn sie aufgetaucht sind, bzw. ich habe versucht, sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Die Folge davon war, dass sie mich immer wieder belagert haben, mich also nicht in Ruhe gelassen haben, und ich mich von mir selbst immer weiter entfernt habe.

Seitdem ich bereit bin, diese Gefühlszustände willkommen zu heißen, sie geschehen zu lassen, ihnen nachzuspüren, ihnen Raum zu geben und sie vor allem anderen wirklich bewusst zu fühlen, merke ich, dass sie oft auch wieder von ganz alleine verschwinden und Raum für Neues lassen.

Auch in Anbetracht meiner "präpsychotischen" und "psychotischen" Zustände hat sich ein "In-mich-hineinspüren und ein In-Mich-gehen", eine Akzeptanz des gegenwärtigen Zustandes und eine Annahme dessen was IST, bewährt. Zu dem was IST, gehören in der Krise auch die Stimmen. Auch hier erscheint mir als stärkende Kraft eine spirituelle Anbindung von großer Bedeutung.

Siehe hierzu auch die Seiten "Kreativer Prozess" und "Spiritualität"


Auch vom unbewussten Bedürfnis ein Opfer zu sein und mich wie ein Opfer behandeln zu lassen, möchte ich mich befreien. Vor diesem Hintergrund ist diese Heilmantra entstanden:

"Vom Bedürfnis ein Opfer zu sein befreie ich mich..."